Kai mit TopTeam in Südafrika

Symbolischer Kick-off für die Vorbereitung auf Rio 2016: Viele deutsche Top-Leichtathleten weilen derzeit in Stellenbosch (Südafrika). Die Olympia-Hoffnungen absolvieren dort mit ihren Trainern und einem großen Expertenteam eine gemeinsame Trainingsmaßnahme mit Raum für individuelle Gestaltung. Das Zwischenfazit von DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska fällt durchweg positiv aus.

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) auf dem Weg nach Rio (Foto: Iris Hensel).

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) auf dem Weg nach Rio (Foto: Iris Hensel).

„Das Team macht den Unterschied“ – diese Maxime haben Idriss Gonschinska und DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen für das TopTeam-Trainingslager ausgegeben. Die Athleten trainieren unter Anleitung ihrer Bundes- oder Heimtrainer in enger Begleitung von Medizinern, Physiotherapeuten, Psychologen, Sport- und Ernährungswissenschaftlern. Der Austausch von Einschätzungen, Ideen und Erfahrungen steht im Mittelpunkt, in der individuellen Umsetzung haben Athlet und Trainer das letzte Wort.

Schon nach wenigen Tagen in Stellenbosch wird deutlich, dass der Team-Begriff keine leere Worthülle bleibt. Da brüten Stabhochsprung-Bundestrainer Jörn Elberding und Diskus-Bundestrainer Werner Goldmann gemeinsam mit Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel und Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne über Möglichkeiten der Optimierung des Absprung-Komplexes und über Kugelstoß-Videoaufnahmen der Zehnkämpfer Rico Freimuth (SV Halle) und Jan-Felix Knobel (noch LG Eintracht Frankfurt).

Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) sucht den Austausch mit Ernährungswissenschaftler Uwe von Renteln, und die zahlreich angereisten Stabhochspringer haben mit Jörn Elberding, Andrei Tivontchik, Chauncey Johnson, Leszek Klima und Michael Kühnke gleich fünf Experten an ihrer Seite, die gemeinsam an der Leistungsoptimierung aller Athleten feilen – immer auch unterstützt von Trainingswissenschaftlern und Biomechanikern.

Exklusive Nutzung der Trainingsstätten

Dass die Zusammenarbeit in vielen Fällen reibungslos klappt, liegt auch darin begründet, dass der Austausch in Kompetenzteams im DLV mittlerweile fester Bestandteil der Jahresplanung geworden ist. Im gesamten Jahresverlauf kommen Athleten, Trainer und Experten immer wieder anlassbezogen zusammen – selten allerdings in derartiger Anzahl und in so schöner Umgebung wie beim TopTeam-Trainingslager in Stellenbosch.

Die Hotelanlage Protea etwas außerhalb der Studentenstadt liegt malerisch am Hang, mit Blick auf Berglandschaft und Weingüter. Sie bietet ausreichend Platz für die mehr als 100 Trainingslager-Teilnehmer und ist nur eine kurze Autofahrt vom Trainingsstadion entfernt. Ein großer Vorteil: Für viele Anlagen konnte der DLV eine Exklusivität vereinbaren, sodass die deutschen Athleten ungestört trainieren können.

„Wir haben hier ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut“, erklärt Idriss Gonschinska und führt zudem die geringe Zeitumstellung, das fantastische Kraftzentrum und die bekannte Umgebung als Gründe für die Reise nach Stellenbosch an. Seit 2006 ist er regelmäßig zu Gast im Universitäts-Stadion vor malerischer Kulisse, zu Beginn als Hürden-Bundestrainer, mittlerweile in seiner Funktion als DLV-Cheftrainer. "Als ich das erste Mal ins Stadion kam hatte ich das Gefühl, man trainiert hier in einer Postkarte!"

Ganz unterschiedliche Trainingsschwerpunkte

Gelassenheit und gute Laune beherrschen die Stimmung im Trainingslager. Es ist Zeit für intensiven Austausch und dafür Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Grillabend oder einem Abendessen in einem Weingut. Vor allem aber ist Zeit für regelmäßiges Training unter besten klimatischen Bedingungen und unter idealer medizinischer Betreuung. Dabei setzt jeder Athlet individuelle Schwerpunkte.

Viele Mehrkämpfer und auch die Sprinter trainieren in einer Mehrfach-Periodisierung und befinden sich in einer Phase, in der sie Wettkampf-nahe Situationen simulieren. Andere Athleten dagegen wollen sich nach Verletzungen wieder an die Spitze kämpfen und arbeiten am grundlegenden Aufbau ihrer Form. Dazu zählen nach seiner Knie-Operation auch Kugelstoß-Weltmeister David Storl (noch LAC Erdgas Chemnitz) oder der 2014 verletzte Olympia-Zweite und WM-Dritte im Stabhochsprung Björn Otto (ASV Köln).

Dass sie alle sich dabei mit den stärksten nationalen Konkurrenten messen können, setzt zusätzlich Energien frei. „Alle sind unheimlich motiviert, wenn sie sehen, wie die anderen trainieren“, bestätigt Idriss Gonschinska und ist sich sicher: „Das Ergebnis wird sich auch in Meisterschaftssituationen zeigen.“