Der internationale Höhepunkt des Leichtathletik-Jahres ist die WM in Doha (Katar). Der Termin (28.9. bis 6.10.2019) liegt sehr spät im Jahr, was alle Athletinnen und Athleten vor die Herausforderung stellt, die Form sehr lange aufrecht zu erhalten. Die beiden LVR-Athleten im Olympiakader, Gesa Krause und Kai Kazmirek stecken bereits voll in der Vorbereitung auf die WM. Beide erhoffen sich, bei den besten der Welt vorne dabei sein zu können. Ein Blick auf die internationalen Bestenlisten zeigt, dass Hindernisläuferin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) aktuell noch recht weit von der absoluten Weltspitze entfernt ist. Ihre Bestleistung 2018 liegt bei 9:19,80 Minuten, damit liegt sie auf Platz 15 der IAAF-Bestenliste. Während Krause es im Vorjahr nicht geschafft hatte, ihren Deutschen Rekord aus dem Jahr 2017 von 9:11,85 Minuten zu verbessern, enteilte die Weltspitze.
Der Weltrekord liegt inzwischen bei schnellen 8:44,32 Minuten. Acht Hindernisläuferinnen haben 2018 die 9:10 Minuten unterboten. Doch Krause traut sich noch deutliche Steigerungen zu und will 2019 wieder angreifen. Einer Teilnahme an der WM sollte nichts im Wege stehen – als beste deutsche Hindernisläuferin der letzten Jahre und einer WM-Norm von 9:40,00 Minuten dürfte die Nominierung nur eine Formsache sein. Was dann bei der WM rauskommt wird sich zeigen. Gewiss ist jedoch, dass Krause schon mehrfach unter Beweis gestellt hat, dass sie zum Höhepunkt topfit ist und, wenn es darauf ankommt, nahezu immer herausragende Rennen abliefert. Im Winter hat Gesa Krause eine Hallensaison geplant. Ihre ersten Auftritte werden beim PSD Bank Meeting in Düsseldorf (27.1.; 1500 Meter) und beim Indoor-Meeting in Karlsruhe (2.2.; 3000m) sein.
Für Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) lief es 2018 nicht optimal, da er die EM in Berlin verletzungsbedingt verpasste. Damit konnte er im Vorjahr auch nicht sein volles Potential zeigen. Mit seinem Resultat von 8329 Punkten aus dem Qualifikationswettkampf lag Kazmirek in der IAAF-Bestenliste auf Platz sieben. Doch der Blick ist bereits auf Doha gerichtet. Während die DLV-Norm von 8200 Punkten keine größere Hürde darstellen sollte, muss sich Kazmirek jedoch auch bei der starken deutschen Konkurrenz behaupten, um einen der drei WM-Startplätze zu bekommen. Insgesamt überboten 2018 vier weitere deutsche Zehnkämpfer die 8200-Punkte-Marke.
Aufgrund des späten WM-Termins bietet der DLV 2019 außer den bewährten Qualifikationswettkämpfen in Götzis (Österreich; 25./26.5.) und Ratingen(13./14.7.) auch den Zehnkampf in Talence (Frankreich;22./23.6.) an, um sich für das deutsche WM-Aufgebot zu empfehlen. Im Winter steht zudem noch die Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien; 1.-3.3.) an. Hier ist Kazmirek aufgrund seiner Leistungen 2018 bereits als Teilnehmer im Siebenkampf gesetzt. In Glasgow wird der Weltrekordhalter Kevin Mayer (Frankreich) nicht starten, Konkurrent für Kai Kazmirek ist unter anderem Europameister Arthur Abele (SSV Ulm). Wie gewohnt wird Kazmirek zur Vorbereitung auf die Mehrkämpfe bei größeren Meetings, aber auch bei regionalen Veranstaltungen antreten, um an den Einzeldisziplinen zu feilen.
Das Jahr ist noch jung, einen Rückschlag musste Siebenkämpferin Celina Leffler (SSC Koblenz Karthause) dennoch bereits einstecken: Statt wie geplant bei der Hallen-DM um die Deutschen Meistertitel im Mehrkampf zu konkurrieren, zog sie sich Anfang Januar eine kleinere Verletzung am Sprunggelenk zu. Die volle Konzentration liegt nun also auf der Freiluft-Saison. Die WM in Doha ist das große Ziel für die 23-Jährige, wobei die Anforderungen es in sich haben: 6300 Punkte gilt es bei einem der Qualifikationswettbewerbe in Götzis, Talence oder Ratingen zu übertreffen. Von ihrer Bestleistung von 6070 Punkten aus dem Jahr 2017 ist dies noch ein Quantensprung. Doch Leffler, die in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen ausgebremst worden war, hat möglicherweise das Potential, in diese Bereiche vorzustoßen.
Sophia Junk (LG Rhein-Wied) ist nun in ihrem ersten Jahr in der U23. Für diese Altersklasse finden vom 11. bis zum 14. Juli im schwedischen Gävle die Europameisterschaften statt. Junk hat gute Chancen, sich für einen Start über 200 Meter sowie mit der 4x100-Meter-Staffel zu qualifizieren. Im Vorjahr sprintete Junk die halbe Stadionrunde in 23,40 Sekunden und war damit bereits schneller als die geforderte Norm von 23,45 Sekunden. In der deutschen Bestenliste war Junk die Zweitschnellste der in diesem Jahr startberechtigten Jahrgänge in der U23. Auf ihrem Weg zur EM wird Junk bei hochkarätigen Meetings starten, um die Norm zu erzielen. Pflichttermin sind die Deutschen U23-Meisterschaften (Wetzlar; 15./16.6.), wo Junk zu den Titelfavoritinnen zählt.
Auch Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ist in diesem Jahr in die U23 aufgestiegen, und ebenso wie Junk wird Kolberg sich die Junioren-EM in Schweden zum Ziel gesetzt haben. Für die 800-Meter-Läuferin liegt die Norm bei 2:03,80 Minuten. Ihre Bestleistung aus 2018 steht bei 2:05,93 Minuten. Sollte die Abiturientin diese Verbesserung schaffen, muss sie sich noch gegen die deutsche Konkurrenz um die EM-Startplätze durchsetzten. Doch die Chancen stehen gut: Nur zwei Athletinnen der Jahrgänge 1999 und jünger waren 2018 schneller als Kolberg. Die U23-DM in Wetzlar wird die Entscheidung bringen.
Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) gehörte 2018 zur erweiterten Spitze unter den deutschen Läufern. Der 23–Jährige wurde aufgrund seiner Leistungen auf den Langstrecken in den Nationalkader 1 aufgenommen. Neben weiteren Verbesserungen auf Straße und Bahn wird Fitwi wohl vor allem die Cross-Wettbewerbe im Blick haben, die ihm nach eigener Aussage besonders liegen. Die Deutschen Cross-Meisterschaften finden am 9. März in Ingolstadt statt. Ende des Jahres, am 8. Dezember, geht es in Lissabon wieder um die EM-Titel im Crosslauf. Fitwi muss sich dabei erstmals in der Männerklasse behaupten.
Neu im Nationalkader 2 ist Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien). Die U18-Athletin kommt für einen Start beim European Youth Olympic Festival (EYOF) in Baku (Aserbaidschan; 20.-28.7.) in Frage. Die Norm von 6:55,00 Minuten über 2000 Meter Hindernis hat Gürth bereits letztes Jahr einmal unterboten (6:51,85 min). Weil es für diesen Wettbewerb nur einen Startplatz gibt muss Gürth sich beim Nominierungswettkampf am 22. Juni in Tübingen gegen ihre deutschen U18-Konkurrentinnen durchsetzten. Sollte es in diesem Jahr nicht mit einem internationalen Start klappen, wird Gürth sicherlich bei den Deutschen U18-Meisterschaften (Ulm; 26.-28.7.) behaupten können. Bei der vielseitigen Läuferin sind nicht nur im Hindernislauf, sondern auch auf ihren anderen Strecken Verbesserungen zu erwarten.