Silke Bernhart, Leiterin Digitale Medien im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) schreibt aus einer ganz persönlichen Perspektive:
Manchmal ist es ja so, dass sich in einem einzigen Moment viele kleine Augenblicke bündeln. Dass sich die Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammenfügen und man kurz denkt: Jetzt passt alles zusammen. So gehört das. Und: So fühlt sich das richtig an.
„Mein Moment“. Ich habe lange gegrübelt, welcher das im Jahr 2019 gewesen sein könnte. Meine Erinnerungen an sportliche Highlights wie den „Goldregen“ bei der U23-EM in Gävle, an die Deutschen Meisterschaften in Berlin und die Weltmeisterschaften in Doha mischen sich in diesem Jahr auch mit Gefühlen wie Erschöpfung, Ratlosigkeit oder Frust. Es war eine lange Saison, für alle Beteiligten, und nicht alles lief rund – vermutlich haben auch Sie es gemerkt, wenn Sie hin und wieder die Webseite leichtathletik.de nicht erreicht haben.
Aber dann kam er doch, mein Moment, und dieses Mal war ich nicht einmal direkt dabei, ich war zuhause, einfach mal nur Zuschauer – vielleicht konnte ich ihn deswegen umso mehr genießen. Auf der Couch habe ich mitverfolgt, wie Malaika Mihambo, Niklas Kaul und Gesa Felicitas Krause die Auszeichnungen als Deutschlands „Sportler des Jahres“ beziehungsweise für Rang drei der Wahl entgegennehmen durften. Und alle Drei gehörten sie in genau diesem Moment genau dorthin: Auf die große Bühne, mit dem Applaus der versammelten Sportlerfamilie, die wohl am besten nachvollziehen kann, was sie geleistet haben.
Besondere Persönlichkeiten…
So viele Erinnerungen wurden in diesem Moment wach. Klar, auch an Doha. Danke, Gesa, dafür, dass du dort mit deinem Hindernis-Rennen nach tagelangen Diskussionen um den Austragungsort endlich wieder den Sport in die Schlagzeilen gebracht hast. Danke, Niklas, du hast gezeigt, wie man mit dem perfekten Umfeld, vielen kleinen Schritten und dem richtigen Fokus scheinbar Unmögliches schaffen kann. Danke, Malaika, für die Gewissheit, dass sich Talent gepaart mit harter Arbeit irgendwann durchsetzt – und wie!
Aber ich habe auch an den Weg gedacht, den alle Drei hinter sich haben und den ich auf so vielen Stationen begleiten durfte. Sie haben mich schon so oft beeindruckt, jede und jeder auf seine Art und Weise.
Malaika Mihambo, wie sie schon im Alter von 18 Jahren so in sich ruhend und reflektiert ihren ganz eigenen weiteren Weg plante. Gesa Felicitas Krause, wie sie im Alter von 20 Jahren mit Platz sieben ihre Olympia-Premiere feierte und 2015 nach dem Gewinn ihrer WM-Bronzemedaille eloquent und nahbar alle Herzen im Sturm eroberte. Und Niklas Kaul, der Jahr um Jahr Rekorde bricht, seit er 17 ist, aber jedes Mal unbeirrt und immer mit einem Hauch von Demut die Arbeit wiederaufnimmt, als wäre nichts gewesen.
… und Botschafter für die Leichtathletik
Es hat sich richtig angefühlt, dass diese Drei nun gemeinsam eine Auszeichnung erhielten, die ihnen im Kreise der besten Sportler Deutschlands die Anerkennung brachte, die sie für ihre Leistungen verdienen. Denn sie verkörpern genau das, wofür die Leichtathletik steht. #TrueAthletes – ein Begriff, der bündeln soll, was doch kaum in ein einziges Wort passt: Hingabe, Leidenschaft, Kampfgeist, Fairness, Respekt und das Streben nach der individuell bestmöglichen Leistung.
Als ich Malaika, Niklas und Gesa da am Sonntag auf dem Bildschirm sah, stolz, strahlend, glücklich – da wusste ich dann auch wieder, warum sich meine Arbeit lohnt. Sie bereitet Athleten wie ihnen und den Menschen, die sie betreuen, fördern und fordern schon früh auf ihrem Weg eine Plattform. Nicht für jedes Talent wird diese später zur ganz großen Bühne. Aber manchmal, wenn alle Puzzleteile perfekt zusammenpassen, dann dürfen wir Glanzlichter erleben wie zum Beispiel die der Medaillengewinne in Doha – und die am Sonntag in Baden-Baden, mit drei großartigen Botschaftern für die Leichtathletik und über die Leichtathletik hinaus.