Ringer und Klosterhalfen sind Deutschlands Läufer des Jahres

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Konstanze Klosterhalfen und Richard Ringer sind Läuferin und Läufer des Jahres. Die beiden Europameister von München wurden im Rahmen einer feierlichen Gala in Trier geehrt.

Ringer und Klosterhalfen sind Deutschlands Läufer des Jahres (Foto: Holger Teusch).

Ringer und Klosterhalfen sind Deutschlands Läufer des Jahres (Foto: Holger Teusch).

Erstmals wurden die Läuferinnen und Läufer des Jahres von der laufen.de-Community und den fast 100 unter dem Dach von German Road Races (GRR) zusammengeschlossenen Organisatoren großer Laufveranstaltungen gemeinsam gewählt. Unterstützt wurde die Wahl vom Deutschen Leichtathletik-Verband und DATEV, dem großen Softwarehaus, das in Deutschland die meisten von ihrer Gehaltsabrechnung kennen. Insgesamt wurden bei den Wahlen in den verschiedenen Kategorien über 10.000 Stimmen von den auf laufen.de registrierten Userinnen und User sowie von den GRR-Mitgliedern abgegeben.

Neben den Auszeichnungen für Richard Ringer (LC Rehlingen) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) wurden bei der vom Silvesterlauf Trier e.V. ausgerichteten feierlichen Gala in der alten Römerstadt weitere Preise in den Kategorien Nachwuchs, Trainertätigkeit und soziales Engagement sowie der Award für das sportliche Lebenswerk verliehen. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde mit Horst Milde der „Erfinder“ des Berlin-Marathons dank seiner riesigen Verdienste für den Laufsport und für die Interessengemeinschaft der Straßenlaufveranstalter (GRR) zum Ehrenvorsitzenden von German Road Races ernannt.

Emotionaler Höhepunkt der von Berthold Mertes moderierten Veranstaltung war die Laudatio der zweimaligen Europameisterin Gesa Krause, die für den Verein Silvesterlauf Trier startet und kurz vor Beginn der Gala verkündet hatte, dass sie im Frühsommer 2023 ihr erste Kind erwartet. Sie sagte über Konstanze Klosterhalfen: „Unsere Wege haben sich auf der Laufbahn noch nicht gekreuzt, die Hindernisse ist sie noch nicht gelaufen, den Marathon auch nicht, aber auf fast allen anderen Strecken ging es oft um Rekorde, sobald sie angetreten ist. Schnell und von vorn laufen ist ihr Ding. Damit hat sie die Menschen für den Laufsport begeistert. Dieses Jahr hat sie jetzt auch noch eine taktische Meisterleistung hinzugefügt, mit der sie Europameisterin über 5000 Meter geworden ist. Das Rennen zum Sieg vor heimischem Publikum war Gänsehaut pur“, blickte die Hindernisläuferin auf den Sensationslauf von Konstanze Klosterhalfen zurück, die bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München Gold geholt hatte, nachdem sie bei den Weltmeisterschaften in Eugene noch von einer Corona-Infektion geschwächt im Vorlauf ausgeschieden war.

Und dann ließ die 25-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen im Oktober auch noch ihr Halbmarathon-Debüt mit einem Sieg in Valencia und der zweitschnellsten Zeit einer Deutschen überhaupt (1:05:41 h) folgen. „Danke liebe Gesa für die Worte und danke an die laufen.de-Community und German Road Races für die Wahl. Es ist eine große Ehre, und ich freue mich sehr“, sagte Konstanze Klosterhalfen, die genau wie die in der Abstimmung zweitplatzierte EM-Silbermedaillengewinnerin Lea Meyer (ASV Köln) per Videokonferenz aus dem Trainingslager im südafrikanischen Dullstroom zugeschaltet war. Die 25 Jahre alte Lea Meyer, die bei der EM in München sensationell auf Platz zwei über 3000 Meter Hindernis gestürmt ist und seit 2021 für den ASV Köln startet, war überraschend erste Gratulantin ihres ehemaligen Trainers und Entdeckers Armin Beyer, der in Trier mit dem GRR-Trainerpreis ausgezeichnet wurde. „Herzlichen Glückwunsch, du hast den Preis wirklich verdient“, sagte Lea Meyer mit Blick auf ihre Zeit beim VfL Löningen im Cloppenburger Land, wo Armin Beyer seit vielen Jahren nicht nur Trainer, Abteilungsleiter, Sport- und Pressewart ist, sondern vor allem Organisator, Motivator und Initiator.

Lea Meyer hatte im Sommer bei der EM eine Glanzleistung nach einem ganz schweren Jahr gezeigt, in dem zunächst mit Henning von Papen der Trainer verstorben war, wegen dem sie nach Köln gewechselt ist. Bei der WM in Eugene wurde sie dann noch zum Sinnbild für das schwache WM-Abschneiden der deutschen Leichtathleten, als sie in den Wassergraben stürzte. In München trumpfte Lea Meyer dann aber trotz zwischenzeitlicher Corona-Infektion mit EM-Silber sensationell groß auf. Genau wie Richard Ringer, der nach seinem Sensations-Coup von München, bei dem er als erster deutscher Marathonläufer EM-Gold gewann, jetzt auch zum Läufer des Jahres gewählt wurde. „Es war sehr rührselig, und ich musste sogar eine Träne verdrücken“, sagte Ringer, nachdem mit Manfred Steffny ein Mann die Laudatio auf ihn gehalten hatte, der als Nestor der deutschen Marathonszene gilt. Den Preis überreichte Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe.

Der 81-Jährige Steffny wurde in Trier auch selbst ausgezeichnet: Zusammen mit seinem zwölf Jahre jüngeren Bruder Herbert, der nicht in Trier sein konnte, weil er aktuell eine Laufreise zum Honolulu-Marathon auf Hawaii betreut, erhielt er den Award für das sportliche Lebenswerk. Die beiden gebürtigen Trierer wurden mit ihren Leistungen in den 60er, 70er und 80er-Jahren zu deutschen Marathon-Legenden und halfen später als Journalisten und Buchautoren dem Laufsport, den Weg in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Manfred Steffny lief 1968 bei Olympia in Mexiko-City den Marathon und gründete das Laufmagazin „Spiridon“, das der 81-Jährige bis heute betreibt. Herbert Steffny schrieb mit dem „Großen Laufbuch“ eins der meistverkauften Standardwerke zum Laufen im deutschsprachigen Raum. Als Athlet gewann er 1986 bei den Europameisterschaften in Stuttgart Marathon-Bronze, zwei Jahre zuvor war er auch beim New York-Marathon auf Rang drei gelaufen. Noch heute ist der 69-Jährige jedes Jahr in New York dabei und betreut Laufgruppen aus Deutschland.

Traditionell vergibt German Road Races jedes Jahr auch Preise an vielversprechende Lauftalente in Deutschland. In diesem Jahr wurden die Nachwuchsläuferin und der Nachwuchsläufers des Jahres erstmals gemeinsam von den GRR-Mitgliedsveranstaltungen und der laufen.de-Community unterstützt vom DLV gekürt. Die Preise gingen in Trier an Jolanda Kallabis vom FT 1844 Freiburg und an Lukas Ehrle von der LG Brandenkopf. Die beiden wurden durch Hans Tilly, Vorstandssprecher des Silvesterlauf Trier e.V., ausgezeichnet. Die 16 Jahre alte Jolanda Kallabis wurde im Sommer in Jerusalem Europameisterin und ist außerdem Nummer eins der Welt über 2000 Meter Hindernis bei den unter 18-Jährigen. World Athletics führte vorher die 6:11,83 Minuten der Äthiopierin Korohubish als Weltbestleistung, erzielt bei den Jugend-Weltmeisterschaften 2009. Das Hindernislaufen liegt bei Jolanda Kallabis in den Genen: Ihr Vater Damian Kallabis hält seit 8:09,48 Minuten den deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis und war 1998 Europameister.

Lukas Ehrle war bereits 2021 „Nachwuchsläufer des Jahres“ und bewies auch dieses Jahr sein Allroundtalent: Im Juli triumphierte der 17-Jährige aus dem Schwarzwald-Ort Villingen, der vom Berglaufspezialisten Timo Zeiler und trainiert wird, bei der Berglauf-EM. Mitte September holte er sich dann den nationalen U20-Titel über zehn Kilometer auf der Straße. In 30:34 Minuten rannte er in Saarbrücken auch auf Rang drei der deutschen U20-Bestenliste 2022. Mit dem neuen #gemeinsammehrbewegen-Preis integrierten laufen.de, DLV und DATEV aber auch das Laufen ganz ohne Leistungsgedanken in die Award-Zeremonie: Mit der Preisverleihung werden Initiativen in den Mittelpunkt gerückt, die in Sachen Nachhaltigkeit, Diversität, Integration, sozialem Engagement oder Umweltschutz überzeugt haben. In Trier wurden die „Laufmützen Usedom“ als erste Gewinner des mit 1000 Euro dotierten Preises ausgezeichnet. Von sieben nominierten Initiativen haben die Laufmützen die meisten Stimmen der Userinnen und User von laufen.de erhalten. „Damit setzen wir die Aktion #gemeinsammehrbewegen fort, die am 1. Juni 2022 mit dem Tag des Laufens gestartet ist und die das Laufen in all‘ seinen Facetten über das ganze Jahr erlebbar macht“, erklärte Petra Pillipp von DATEV bei der Preisübergabe an Christina Kämmerer, die vor acht Jahren die Laufmützen auf Usedom ins Leben gerufen hat.

Seitdem hat die Initiative mehr als 120.000 Euro erlaufen, um sie für Kinder zu spenden, die eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben. Die Läuferinnen und Läufer in ihren grünen Shirts sind von der Insel Usedom nicht mehr wegzudenken. Sie planen eigene Laufevents, starten überall auf der Welt und verfolgen dabei immer zwei Ziele: Spaß haben und andere Menschen ermutigen, für den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald zu spenden. Der Verein ist für Familien da, deren ständiger Begleiter die Angst vor dem Tod und dem Verlust des Kindes ist.