Der "Carl-Diem-Schild" in der Diskussion

Carl Diem ist wieder einmal ins Fadenkreuz der Kritik von Sportverbänden geraten. Der DLV hat in einem Präsidiumsbeschluss den "Carl-Diem-Schild" in "Ehrenschild" umbenannt, ein Beschluss der unter Leichtathletikfreunden konträr diskutiert wird.

Die diesjährigen Preisträger des "Carl Diem Schild" sind wohl die letzte, die mit dieser hohen Auszeichnung des DLV versehen wurde. Die nächsten herausragenden Sportfunktionäre des Verbandes erhalten einfach einen "Ehrenschild". Viele Sportfreunde aus dem Rheinland können die Diskussion um einen so verdienten Sportfunktionär wie Carl Diem und insbesondere das Ergebnis innerhalb des DLV nicht nachvollziehen.

Unbestritten ist, dass Carl Diem für den Sport in Deutschland viel geleistet hat. Die heutige vorbildliche Sportorganisation in Deutschland in Verbänden und Vereinen geht zu großen Teilen auf seine Ideen zurück. Dazu hat er viel Zeit und Kraft in die völkerverbindende Idee der Olympischen Siele eingebracht. Für sein Arbeit hat er auch internationale Anerkennung und hohe Auszeichnungen erhalten.

In der jetzigen Diskussion wird Carl Diem, 1882, noch in der Kaiserzeit, geboren, vorgeworfen, deutliche Spuren von nationalistischem und militärischem Verhalten und Denken zu zeigen. Festgemacht wird diese Einschätzung an seinem Verhalten und an Redebeiträgen während der Weimarer Republik und während der Zeit des Nationalsozialismus.

Wenn wir Carl Diem ehrlich beurteilen wollen, müssen wir das positive und das negative gegenüberstellen und gewichten. Dabei dürfen wir jedoch eines nicht tun, und hier darf ich Prof. Dr. Hollmann zitieren: "Man darf nicht den heutigen Zeitgeist einer weltweit mehr und mehr humanitären Denkweise als Maßstab zur Bewertung von Geschichte heranziehen".

Wenn wir unter diesen Voraussetzungen urteilen, dann bleibt nach meiner Meinung ein Übergewicht zugunsten von Carl Diem. Vielleicht fehlte dem DLV etwas an Zivilcourage um an Carl Diem als Namensgeber für eine bedeutende Auszeichnung festzuhalten.