Das Dilemma des Anti-Doping-Kampfes

Edwin Klein (u.a. "Bitterer Sieg") brachte es beim Anti-Doping-Informationsabend in der Trierer Sportakademie auf den Punkt: "Die Gesellschaft will den Sport als einen Teil von ihr anders gestalten, als sie selbst ist", sagte der zweimalige Olympia-Teilnehmer aus Saarburg.

NADA-Mitarbeiterin Ulrike Spitz bei ihrem Vortrag (Foto: <a href="http://www.fotolauf.de/" target="_blank">Holger Teusch</a>).

NADA-Mitarbeiterin Ulrike Spitz bei ihrem Vortrag (Foto: Holger Teusch).

Sind unsere Spitzensportler in Zukunft gleichzeitig Juristen? Hartes Training und Talent allein wird in Zukunft noch weniger als bisher reichen, um den Olymp zu erklimmen. Wer als Sportler erfolgreich sein will, muss sich auch im Paragraphen-Gewirr der Anti-Doping-Regeln auskennen. Sonst wird aus einem harmlosen Schnupfen schnell ein Dopingfall.

"Wenn es irgendwelche Unklarheiten gibt, rufen sie die NADA an", appellierte deshalb Ulrike Spitz gleich zu Beginn ihres Vortrags in der Europäischen Sportakademie in Trier an Kaderathleten verschiedener Sportarten und ihre Trainer. "Lieber zwei Mal nachfragen, als unbeabsichtigt positiv getestet", mahnte die stellvertretende Geschäftsführerin der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) im Beisein der Präsidenten des rheinland-pfälzischen Triathlon-Verbands Helmut Menger und des Leichtathletik-Verbands Rheinland Willi Maurer.

Ist ein Athlet krank, so reicht die Hilfe eines Arztes oft nicht aus. Denn für Sportler sind etliche Medikamente Tabu oder dürfen nur mit einer Ausnahmegenehmigung eingenommen werden. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Hausärzte Bescheid wissen", berichtete Volkhart Rosch vom PST Trier, Trainer des 10000-Meter-Junioren-EM-Fünften Thorsten Baumeister. Wichtig sei deshalb, so Spitz, den behandelnden Arzt darauf hinzuweisen, dass er einen Leistungssportler behandle, für den die Anti-Doping-Richtlinien gelten. Dann informierten sich viele Mediziner von sich aus:

"Wir haben auch viele Ärzte, die bei uns anrufen."

Während der Nicht-Sportler also einfach eine Kopfschmerztablette "einwirft", durchforstet der Sportler erst einmal die Liste der erlaubten Medikamente (hierzu hat die NADA ein Merkblatt entwickelt) oder geht um sicher zu gehen gleich zum Arzt. Diese Diskrepanz zum Verhalten in allen anderen Gesellschaftsbereichen und den Forderungen im Sport sprach Edwin Klein an. Opernsänger und Politiker steigerten ihre Leistungsfähigkeit mit dem ein oder anderen (allgemein erlaubten) Mittel, die für Sportler verboten sind.

Wie er das einem jungen Athleten erklären solle, fragte Rosch. Für Spitz ist die Antwort einfach: "Der Sport gibt sich eigene Regeln. Das sind die Grundlagen und das macht auch seine Faszination aus." Nur deshalb können man überall auf der Welt Fußball spielen. Außerdem habe der Sport eine Vorbild- und erzieherische Funktion, ergänzte Camille Dahm von der Nationalen Sportschule Luxemburgs. Die Freigabe von Doping, und sei es nur in der Spitze, sei der Tod des Sports.

Eine dopingfreie Gesellschaft bleibt Illusion, auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit im internationalen Sport sei man aber voran gekommen, sagten Spitz und Dahm. Der neue Codex der Welt-Anti-Doping Agentur (WADA) schaffe die Grundlagen hierzu. So gibt es nun weltweit einheitliche Meldepflichten. "Die werden aber sicherlich nicht überall gleich umgesetzt", schränkte Spitz ein. Neu sei auch, dass Spitzensportler jeden Tag zu einer festgelegten Stunde an einem bestimmten Ort erreichbar sein müssen.

Diese Ein-Stunden-Regel gelte in Deutschland für etwa 500 Athleten. Weitere 1000 müssten genaue Angaben über ihren Aufenthaltsort machen. Für den Rest reiche, dass die NADA wisse, wie man sie erreichen könne. So richtig und wichtig der Kampf gegen Doping ist, für junge, ambitionierte Sportler ist es schwerer geworden: Sie müssen nicht nur Leistung bringen, sondern müssen bei jedem Husten aufpassen, nichts falsches zu schlucken.