Harte Lehrjahre

Seit drei Jahren stagniert die Leistung von Hindernisläuferin Verena Dreier. Doch nach dem Abschluss ihrer Ausbildung und einem Trainerwechsel wähnt sich die 24-Jährige wieder auf dem Weg nach oben.

Verena Dreier zählt noch nicht zum "alten Eisen" (Foto: <a href="http://www.leichtathletik-foto.de/" target="_blank">Wolfgang Birkenstock</a>).

Verena Dreier zählt noch nicht zum "alten Eisen" (Foto: Wolfgang Birkenstock).

2006 schwamm Hindernisläuferin Verena Dreier auf der Erfolgswelle. Die Athletin der LG Sieg gewann bei den nationalen Titelkämpfen ihren zweiten Meistertitel in Folge und qualifizierte sich souverän für die EM in Göteborg. Damals erst 21 Jahre alt, verkaufte sich Dreier in der schwedischen Hafenstadt teuer und verbesserte ihre persönliche Bestzeit um siebeneinhalb Sekunden auf 9:48,90. „Heute konnte ich mich gut dranhängen“, sagte sie nach dem Rennen. „Ich habe gekämpft, es war aber noch nicht alles optimal. Meine Grenze ist noch nicht erreicht“, wähnte sich die Läuferin damals auf dem Weg nach oben.

Anstrengende Ausbildung

Doch es sollte anders kommen. In den Jahren nach der EM folgte statt eines steten Höhenfluges Stagnation. Den 9:48 Minuten von Göteborg folgten Saisonbestzeiten von 9:53 (2007), 10:12 (2008) sowie 9:56 Minuten (2009). Einer der Gründe: Dreiers Ausbildung zur Physiotherapeutin. Während sie im ersten Jahr Unterricht und Training noch ganz gut unter einen Hut bringen konnte, standen im zweiten Lehrjahr täglich acht Stunden Praktikum im Krankenhaus an. „Danach musste ich noch lernen und trainieren“, erzählt Verena Dreier. Die Folge: „In diesem Zeitraum verlief das Training suboptimal, ich war häufig müde und krank, litt zum Beispiel am Norovirus.“

Auch das Jahr 2008 verlief stressig. „Ich habe von Juli bis August mein Staatsexamen gemacht. Mit dem Lernen hatte ich aber schon im Frühjahr begonnen, weil man den Stoff aus drei Jahren Ausbildung nicht in drei Wochen lernen kann.“ Hinzu kam die Trennung von ihrer langjährigen Trainerin Sybille Willwacher. „Es war eine schwierige Zeit für uns. Ich war unzufrieden, weil es im Training nicht nach Plan lief, dazu kam der Prüfungsdruck. Sie wollte mir die Chance geben, unter einem anderen Trainer weiter voranzukommen.“ Nach 13 Jahren mit Willwacher wechselte die Hindernisläuferin zu Heinz Weber, dem Coach von Sabrina Mockenhaupt, bei dem auch Dreiers Bruder Tobias trainiert. „Die Trainingsweise von Heinz Weber war mir bekannt – und ich finde sie gut“, so die Läuferin aus dem Siegerland. „Allerdings habe ich das Kraft- und Techniktraining im letzten Jahr vernachlässigt, das war bei Sybille Willwacher anders. Für das Jahr 2010 plane ich jetzt aber wieder mehr Kraft- und Technikeinheiten ein und hoffe, dass meine Hinderniszeit dadurch besser wird.“

Noch kein „altes Eisen“

Stand zuletzt die Ausbildung im Vordergrund, so hat momentan der Sport wieder die Oberhand in Dreiers Leben. „Das Laufen macht mir wieder Spaß und ich hatte 2009 auch einige gute Resultate wie die beiden deutschen Vizemeistertitel in der Halle und im Freien, die mich darin bestärkt haben, weiterzumachen“, sagt sie. „Außerdem zählt man mit 24 Jahren im Laufbereich ja noch nicht zum alten Eisen.“

Für die kommende Saison hat sich Verena Dreier eine Verbesserung ihres inzwischen drei Jahre alten Hausrekordes sowie die Teilnahme an der EM in Barcelona vorgenommen. Motivation zieht sie dabei ausgerechnet aus einer ihrer größten Niederlagen: 2008 war sie bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt lange auf Goldkurs gewesen, bevor sie am letzten Wassergraben strauchelte und am letzten Hindernis abermals stürzte. „Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man wirklich an seine Grenze gelangt ist. Und ich weiß auch, dass ich noch schneller als 9:48 Minuten laufen kann – ich muss mir meine Kräfte nur richtig einteilen.“

Wir danken der Zeitschrift Leichtathletik, dass sie uns den Bericht zur Verfügung gestellt haben.