Zweieinhalb Stunden für einen Kilometer

Millionen Läufer absolvieren in jedem Jahr Strecken von einem Kilometer bis hin zu Ultraläufen mit 100 km oder mehr. Daß die Leistungen über die festgelegten Wettkampfdistanzen auch eine Gültigkeit für die Bestenlisten erhalten, dafür sorgen die von den Verbänden bestellten offiziellen Vermesser.

Streckenvermesser mit Fahrrad und geeichtem Zähler auf der Rhodius-Runde, Langenbach (li.) und Roth (Foto: Privat).

Streckenvermesser mit Fahrrad und geeichtem Zähler auf der Rhodius-Runde, Langenbach (li.) und Roth (Foto: Privat).

Gleich zwei davon reisten am Sonntagnachmittag, 29.01.2012 ins regnerische Brohltal, um in Burgbrohl zusammen mit dem örtlichen Organisator und Verfasser dieser Zeilen die 1 km Rhodius-Runde festzulegen. Vermessungsingenieur Karl Josef Roth aus Konz, ein alter Hase auf dem Gebiet, der es bis zum höchsten Grad des IAAF Vermessers gebracht hat, und ein Neuling, Dirk Langenbach aus Kirchen (Sieg), der nach Ausbildung und Prüfung 2011 seine amtliche Zulassung erhielt, brachten Fahrräder, Maßband, Sprühdosen, Computer und allerlei anderes Material mit.

Die Runde sollte primär für die am 1. April 2012 stattfindenden Westdeutschen- & Rheinland-Pfalz Meisterschaften im Straßengehen und den darin integrierten DLV-Gehercup für die Jugend U16 / U14 festgelegt werden. Gerade Geher sind sehr empfindlich gegenüber scharfen Wenden, Unebenheiten und Steigungen. Somit wurde die Vorauswahl von den Leichtathleten der SpVgg Burgbrohl schon einmal getroffen, recht schwierig im vulkanisch geprägten Brohltal, in dem es keine zu 100 % flachen Strecken gibt. Die Vermesser Roth und Langenbach konnten danach nicht wie sonst meist aus dem Vollen schöpfen, sondern hatten als „Rohware“ nur ca. 1,1 km zur Verfügung, aus der sie das Beste herausholen mußten. 

Grobplanung, Feinplanung, rechnen, stückeln, Radien auslegen, messen, verschieben, verlängern, messen: viel wurde zwischen den Vermessern diskutiert um dann wieder die Vorschläge mit dem Veranstalter zu besprechen. Das längste Teilstück, das über die B412 führt war recht zügig festgelegt. Mit dem Fahrrad, dessen Laufradumfang an einer festliegenden Strecke zuvor geeicht wurde, wurde die Strecke in Ideallinie befahren. Am Vorderrad sitzt ähnlich einem Kilometerzähler ein Jones-Counter, der die Umdrehungen des Rades in kleinsten Teilstücken misst. Daraus läßt sich dann bequem die Strecke errechnen. Roth und Langenbach befuhren jeder einzeln die Strecken und man kam zweimal zu einem übereinstimmenden Ergebnis. Bravo, so sollte es bei ordentlicher Arbeit auch sein. Die für die Einmessung wichtigen Punkte wurden markiert, und für die spätere Darstellung am Wettkampftag Gebäuden und anderen feststehenden Punkten räumlich zugeordnet. Anschließend wurde das Ganze für die spätere Dokumentation fotografiert.

Schwieriger wurde es dann auf dem Betriebsgelände der Rhodius Mineralquellen. Dort kam jede Menge Sprühlack zu Einsatz, um die grob festgelegte Teilrunde den final angestrebten 1.000 m anzunähern. Dann wurde mit dem Maßband vermessen, Radien geometrisch ermittelt, mit dem Meßrad gegengeprüft und gezeichnet. Aber zwei Regenschauer später stand auch dieses Teilstück dezimetergenau fest. Genauigkeit und Reproduzierbarkeit, das waren die roten Fäden des ganzen Nachmittages. Denn bei 20 x eine Runde Wettkampflänge multipliziert sich ein kleiner Fehr schnell. 

Für die Burgbrohler war die Arbeit damit vorerst erledigt. Für die Vermesser, die nun alle Daten in das Protokoll einpflegen, die Stecke zeichnerisch festhalten und die Anträge zur Anerkennung bei den Verbänden vorbereiten müssen, waren diese 2 ½ Stunden erst ein Teilstück der Arbeit. Die Rhodius-Runde wird von den Geher am 1. April bis zum zwanzigmal absolviert werden. Ob einer der Athleten dabei die Zeit findet, auch mal an die Vermesser Roth und Langenbach zu denken, die bei Kälte und Regen ihren Teil dazu beigetragen haben, eine solche Veranstaltung erst zu ermöglichen?

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