"Hallen-WM ist kein Thema"

Am Ende stand die Sechs: 6.083 Punkte für Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) im Hallen-Siebenkampf der Deutschen Meisterschaften in Frankfurt. Acht Jahre ist es her, dass ein Deutscher die 6.000-Punkte-Marke knacken konnte. Warum sogar noch mehr drin gewesen wäre für den U23-Europameister, wie es für ihn in der Hallensaion weitergeht und warum er optimistisch Richtung Sommer blickt, verrät er im Interview.

Erfolgreiches Gespann: Kai Kazmirek mit Trainer Jörg Roos von der LG Rhein-Wied (Foto: <a href="http://www.leichtathletik-foto.de/" target="_blank">Wolfgang Birkenstock</a>).

Erfolgreiches Gespann: Kai Kazmirek mit Trainer Jörg Roos von der LG Rhein-Wied (Foto: Wolfgang Birkenstock).

DLV: Kai Kazmirek, 6.083 Punkte – so viele hat in der Halle seit 2006 kein Deutscher mehr gesammelt. Wie gefällt Ihnen diese Zahl?

Kai Kazmirek: Zum einen sehr gut, zum anderen ist das Ergebnis auch ein bisschen schade. Denn hätte ich im Stabhochsprung die 5,20 Meter geschafft, dann wären’s 6.100 Punkte geworden. Nach dem guten ersten Tag war das eigentlich mein Ziel. Aber trotzdem: sehr, sehr gut! Besonders der 1.000-Meter-Lauf!

DLV: Da kennt man es ja eigentlich eher, dass Sie sich am Anfang zurück halten und dann das Feld von hinten aufrollen. Dieses Mal haben Sie selbst für Tempo gesorgt.

Kai Kazmirek: Das Problem war, dass wir eigentlich alle relativ locker angehen wollten. Mit Matze [Matthias Prey] und Maxi [Maximilian Gilde] hatte ich das vorher so ausgemacht. Aber so hat dann keiner richtig Druck gemacht. In den U18- und U20-Klassen ist irgendeiner vorne weg gerannt wie ein Irrer und dann abgeschmiert. Das wollten wir vermeiden und gleichmäßige Runden laufen. Eigentlich ist es genauso aufgegangen.

DLV: Und die 6.100 Punkte – waren die schon vor dem Wochenende ein Thema?

Kai Kazmirek: Nein, Ziel waren eigentlich 5.900 Punkte. Man weiß ja nie so genau, wie man drauf ist. Und eine Meisterschaft ist immer noch mal was Besonderes. Nach dem ersten Tag hatte ich aber doch auf die 6.100 Punkte gehofft. Naja, dann waren die 5,00 Meter im Stabhochsprung locker und ich war mir sicher, dass ich auch die 5,20 Meter schaffe. Deswegen haben ich 5,10 Meter ausgelassen – und dann hat’s leider nicht geklappt.

DLV: Sie mussten im Stabhochsprung-Wettbewerb auch relativ lange warten, bis Sie in Aktion treten konnten. Hat das eine Rolle gespielt?

Kai Kazmirek: Ach nein, das Warten haben wir ja immer, diesmal ging es sogar vergleichsweise zügig. Und der Siebenkampf war insgesamt nicht so anstrengend wie ein Zehnkampf. Es fehlen halt die 400 Meter – das merkt man wirklich! Da ist man am zweiten Tag deutlich weniger kaputt.

DLV: Aber obwohl der erste Tag für Sie sehr gut gelaufen ist, lagen Sie zum Abend nur auf Rang zwei…

Kai Kazmirek: Ich wusste, dass Rene Stauß ein sehr guter Hochspringer ist, und habe ihm auch zu den 2,18 Metern gratuliert. Das war der Hammer, wirklich! Das hat man sehen müssen. Da müssen die Spezialisten sich warm anziehen.

DLV: Mit Ihrer Siebenkampf-Leistung sind Sie zurzeit die Nummer zwei der Welt. Die besten Hallen-Mehrkämpfer werden zur Hallen-WM nach Sopot eingeladen. Haben Sie die auf dem Plan?

Kai Kazmirek: Nein, überhaupt nicht. Die Hallen-WM stand nie zur Debatte. Ich konzentriere mich jetzt voll auf den Sommer. Wir haben im Training ein Vierfach-Periodensystem angefangen, und die Hallen-Saison mit der Mehrkampf-DM war der Test dafür. Seit der A-Jugend habe ich keinen Hallen-Mehrkampf mehr gemacht. Das sollte hier Spaß machen, und das hat es!

DLV: Das heißt, das war jetzt Ihr letzter Hallen-Wettkampf der Saison?

Kai Kazmirek: Mit der Staffel der LG Rhein-Wied haben wir uns für die Deutschen Meisterschaften in Leipzig qualifiziert. Wenn die anderen sagen, sie wollen die Staffel laufen, dann laufe ich mit. Und dann starte ich eventuell auch noch über die Hürden und im Weitsprung – aber nur, wenn wir Staffel laufen. Anderenfalls war’s das für die Hallensaion.

DLV: Sie hatten den Begriff „Vierfach-Periodisierung“ angesprochen. Was muss man sich darunter vorstellen?

Kai Kazmirek: In diesem System gibt es vier Wettkampf-Spitzen. Die erste war im November, die zweite ist jetzt, die dritte während des Trainingslagers in Südafrika im März und die vierte in der Sommersaison. Dazwischen hat man viel mehr Ruhephasen. Der Fokus liegt auf der Qualität des Trainings, nicht auf der Quantität. Die Belastungen sind höher, dafür die Ruhephasen länger. Hier in Frankfurt wollten wir schauen: Wie gut bin ich drauf, wie hat das Training angeschlagen? Nach dem Mehrkampf bin ich zuversichtlich, dass es auch im Sommer sehr gut klappt.

DLV: Dort werden nach Ihren Leistungen im Vorjahr – unter anderem U23-Europameister mit 8.366 Punkten – und jetzt auch in der Halle mehr Blicke auf Sie gerichtet sein als sonst. Wie fühlen Sie sich damit?

Kai Kazmirek: Ich bin ja nicht der Favorit! Das steht fest. Ich bin Vierter in Deutschland. Das ist die Ausgangslage. Im Zehnkampf gibt es noch die Würfe, und alle wissen, dass die anderen – Pascal, Rico, Jan – super Werfer sind. Da muss ich mich noch ein bisschen ranhalten. Der Fokus liegt auf Michael [Schrader]. Er ist absolute Spitze. Wenn der fit ist, dann ist er meiner Meinung nach unschlagbar.

DLV: Und was ist für Sie selbst drin im Sommer, im Hinblick auf die starke deutsche Konkurrenz?

Kai Kazmirek: Das Ziel ist Zürich – egal mit welcher Punktzahl. Ich will in Deutschland zu den Top Drei gehören und zu den Europameisterschaften fahren.