Sport jetzt auch als Sparschwein der Gesundheitspolitik?

Sportbund-Präsident Höfer: Fatales Signal – die Politik verdreht die wirklichen Verhältnisse

Nachdem die Sportvereine und -verbände in Rheinland-Pfalz gerade erst erhebliche Kürzungen der Förderung durch das Land verkraften mussten, scheint nun auch die Bundespolitik Gefallen daran zu finden den Sport zur Sanierung der sozialen Sicherungssysteme heran zu ziehen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat eine Idee aus der Mottenkiste hervorgezaubert, die in schöner Regelmäßigkeit genutzt wird, um Schlagzeilen zu machen. Demnach sollen Sportunfälle aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gestrichen werden. Sie halte es für eine „berechtigte Forderung“, wenn Unfälle beim Ski fahren, Drachenfliegen oder Motorrad fahren künftig privat versichert werden müssen, sagte die Ministerin.

„Das ist nicht der richtige Ansatzpunkt, die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen in Ordnung zu bringen“, entgegnete Hermann Höfer, Präsident des Sportbundes Rheinland anlässlich einer Sitzung des Hauptausschusses. „Die Ministerin sagt kein Wort davon, welche präventive Bedeutung der Sport hat. Die positiven Effekte des Sports überwiegen bei weitem den Kostenfaktor durch Sportunfälle.“

Dass die Ministerin auf dem falschen Weg ist, belegen die Zahlen von Sportbund-Partner „ARAG Sportversicherung“. Als Versicherer fast aller Landessportbünde in Deutschland sammelt sie seit mehr als 20 Jahren Unfalldaten und wertet diese in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum aus. Demnach kommt es jährlich in der Bundesrepublik zu ca. 1,33 Millionen Sportunfällen, von denen ungefähr die Hälfte auf den Vereinssport entfällt. Die Gesamtkosten aller Sportunfälle machen ca. 1,6 Milliarden Euro (0,7%) vom Gesamtkostenaufwand der GKV von 218 Milliarden Euro aus. Betrachtet man dabei nur den organisierten Vereinssport, so liegt der Anteil am Gesamtaufwand der GKV bei 0,4%. Der Präventionseffekt durch regelmäßiges Sporttreiben wird dagegen von gesundheitsökonomischen Experten auf einen zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt.

„Mit diesen Zahlen wird deutlich, dass die Vorschläge der Gesundheitsministerin keine Grundlage haben. Gerade der Breitensport in unseren Vereinen ist einer der wichtigsten Gesundheitsmotoren in unserer Gesellschaft“, so Höfer.

(Veröffentlichung des Sportbundes Rheinland)