Der LVR in Coronazeiten

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Die Coronakrise hat 2020 das private und öffentliche Leben bestimmt. Die Auswirkungen waren auch im organisierten Sport deutlich zu spüren. Der LVR und seine Mitgliedsvereine sahen sich vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Darüber schreibt Annika Gäb, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im LVR in ihrem Bericht im LVR-Jahrbuch (Bestenliste) 2020, welches am 15. Dezember 2020 erschienen ist.

Der LVR in Coronazeiten (Foto: AdobeStock_317623044).

Der LVR in Coronazeiten (Foto: AdobeStock_317623044).

Wer hätte sich vor einem Jahr vorstellen können, vor welchen Problemen der Sport plötzlich stehen würde? Innerhalb kürzester Zeit lief nichts mehr wie gewohnt. Trainingsstätten wurden geschlossen, Kontaktbeschränkungen traten in Kraft, Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Die Athletinnen und Athleten standen vor der Frage, auf welches Ziel sie überhaupt hintrainieren sollten, wenn die Saisonhöhepunkte verschoben oder abgesagt werden. Auch bei der Ausübung ihres Trainings konnten sie nicht auf die gewohnte Infrastruktur zurückgreifen. Die Vereine konnten ihren Mitgliedern zeitweise kein Training anbieten und suchten nach Wegen, eine Welle von Austritten zu verhindern. Die Laufveranstalter mussten Läufe verschieben, in den virtuellen Raum legen und – das war der häufigste Fall – absagen. Alle Stadion-Meisterschaften auf Rheinland-, Rheinland-Pfalz- und süddeutscher Ebene wurden abgesagt, ebenso wie viele Sportfeste. Fortbildungen und Kadermaßnahmen fielen aus.

Auch finanziell brachten die Einschränkungen enorme Einbußen für die Vereine, die Laufveranstalter und die Sportverbände mit sich. Für den LVR machte der Ausfall der Laufveranstaltungen und die damit entfallenden Finisher-Gebühren den größten Posten aus. Auch fehlten vielfach Genehmigungsgebühren der Stadion-Veranstaltungen sowie Startgelder in der Bilanz. Wegen der zeitweise geschlossenen Schulen und des eingeschränkten Sportunterrichts wurden weit weniger Gelder mit dem Verkauf von Laufabzeichen eingenommen. Lehrveranstaltungen des LVR mussten abgesagt werden, außerdem entfielen Sponsoring-Einnahmen.

Das LVR-Präsidium sah sich zu Maßnahmen gezwungen, einem finanziellen Engpass zuvorzukommen. So befanden sich die Mitarbeiter der Geschäftsstelle von April bis einschließlich November in Kurzarbeit. Zudem wurden Gelder aus Förderprogrammen beantragt. Doch auch aus den eigenen Reihen gab es Unterstützung. Im April wurden zwei Hilfsaktionen ins Leben gerufen. Der LVR verkaufte hochwertige Erima-Kapuzenpullis zu einem günstigen Preis. Bei einer virtuellen Lauf-Challenge konnten die Unterstützerinnen und Unterstützer gegen eine geringe Startgebühr über sieben Wochen laufen, walken oder auch nur spazieren gehen. Die geleisteten Kilometer wurden online erfasst. Dank der Hilfe der LVR-Sponsoren konnten für die teilnehmerstärksten Gruppen Gutscheine ausgelobt werden, zudem wurden unter den Teilnehmern regelmäßig Preise verlost. Aufgrund der guten Resonanz gab es über die Sommerferien eine zweite Auflage der virtuellen Laufaktion. Der Erlös wurde zwischen dem LVR und den von der Coronakrise betroffenen Laufveranstaltern aufgeteilt. „Wir wissen, dass dieser Betrag bei keinem der Veranstalter die entgangenen Gewinne abdecken kann. Aber hier ging es vorrangig um ein Ziel: ein Zeichen des Zusammenhalts und der Solidarität“, so die LVR Laufwarte Wolfram Braun und Klaus Jahnz.

Die virtuelle Laufchallenge des LVR ist ein Beispiel, wie die Coronakrise allen Schwierigkeiten zum Trotz ein großes Maß an Zusammenhalt und Kreativität generieren konnte. Nachdem erst einmal nichts lief wie gewohnt, war man bereit, neue Wege einzuschlagen. Recht schnell konnten beispielsweise die Sitzungen des LVR als Videokonferenzen abgehalten werden. Auch Fortbildungslehrgänge wurden neu konzipiert und online angeboten. Die Vereine passten ihr Training stets den sich wechselnden Auflagen an und haben durch Videomeetings und Ähnliches sowohl Fitness als auch Motivation aufrechterhalten. Sobald es erlaubt war, stellten sich erste Veranstalter der Herausforderung, wieder Wettkämpfe anzubieten. Hier galt es, unter Beachtung der umfassenden behördlichen Auflagen, mit aufwendiger Planung und zahlreichen Helfern die Hygienekonzepte umzusetzen und dennoch einen Rahmen für gute sportliche Leistungen zu bieten. Umso schöner, dass sich in der „Late Season“ gleich mehrere Vereine an diese Aufgabe gewagt haben, und so den Athletinnen und Athleten die Ausübung ihres Sports ermöglicht haben. Neben Sportfesten fanden im Spätsommer und Frühherbst auch wieder einige Laufveranstaltungen statt, darunter die Rheinland-Meisterschaften im Halbmarathon und über 10 Kilometer. Seit Mitte November bietet der LVR wegen des zweiten Lockdowns für die U14- und U16-Förderkader sowie für alle angemeldeten Teilnehmer der ausgefallenen Talentiaden, ein wöchentliches Online-Training mit unterschiedlichen Trainern an. Mit bisher 80 Teilnehmern wird die Maßnahme sehr gut angenommen. 

Viele Dinge, die in diesem Jahr unfreiwillig erprobt wurden, werden auch in Zukunft nicht mehr komplett aus der Leichtathletik-Welt wegzudenken sein. Manche Ideen, aus der Not heraus geboren, haben sich bewährt und haben auch in virusfreien Zeiten ihre Berechtigung. Dennoch dürfte bei allen Leichtathletinnen und Leichtathleten, bei allen Freizeitläuferinnen und -läufern die Sehnsucht nach einer unbeschwerten Saison groß sein. Optimismus ist vorhanden: So haben viele Veranstalter für 2021 ein Sportfest oder eine Laufveranstaltung angemeldet, und mit Ausnahme der Hallensaison plant der LVR auch die Meisterschaften für das kommende Jahr.